Aktuelle Ernährungsmedizin 2021; 46(04): 255-266
DOI: 10.1055/a-1478-5119
CME-Weiterbildung

Obstipation: Rationale Diagnostik und Therapie

Constipation: Rational Diagnostics and Treatment
Christian Pehl

Verantwortlicher Herausgeber dieser Rubrik: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist Prof. Dr. med. Christian Pehl, Vilsbiburg.
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Chronische Obstipation ist für die Patienten mit einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität verbunden – für die Behandler ist sie aufgrund der verschiedenen Formen und Ursachen oft eine Herausforderung. Dieser Beitrag stellt rationale Stufenkonzepte für die Diagnostik und Therapie der chronischen Obstipation vor. Dabei gehört die Spezialdiagnostik in die Hand eines erfahrenen Beckenbodenzentrums.

Abstract

Chronic constipation is associated with a significant reduction in quality of life for patients – for practitioners it is often a challenge due to the various forms and causes. This article presents rational stepwise concepts for the diagnosis and treatment of chronic constipation. Special diagnostics belong in the hands of an experienced pelvic floor center.

Kernaussagen
  • Eine chronische Obstipation ist definiert entweder durch eine niedrige Stuhlfrequenz (< 3 spontane Entleerungen pro Woche) oder subjektiv unbefriedigende Stuhlentleerungen (> 25 % der spontanen Entleerungen) über einen Zeitraum von mehr als 3 Monaten.

  • Die Prävalenz der chronischen Obstipation beträgt ca. 15 % und nimmt mit steigendem Lebensalter stark zu.

  • Medikamentös induzierte Obstipationsformen sowie ein Kolonkarzinom bei Alarmsymptomen sind stets auszuschließen.

  • Die Basisdiagnostik mit Anamnese, abdomineller und rektaler Untersuchung, Ultraschall und ggf. Proktoskopie kann bei therapierefraktären Patienten um die anorektale Manometrie, die (MR-)Defäkografie sowie die Kolon-Transitzeit-Messung ergänzt werden.

  • Therapeutisch empfiehlt sich die Orientierung am Algorithmus der deutschen S2k-Leitlinie, die unterschiedliche Empfehlungen für Patienten mit und ohne Entleerungsstörung bereithält.

  • Das Stufenschema bei Obstipation mit vorherrschender Entleerungsstörung gliedert sich in: rektale Entleerungshilfen → Laxanzien ± Suppositorien, Klysmen → Spezialtherapien (Biofeedback, Botoxinjektion, Operation).

  • Das Stufenschema der Obstipation ohne vorherrschende Entleerungsstörung gliedert sich in: Laxanzien (osmotisch und/oder stimulierend) → Prucaloprid, bei OIC PAMORA → Kombinationstherapie und Sondertherapien → Operation (subtotale Kolektomie).

  • Vor jedem operativen Eingriff bei chronischer Obstipation muss eine umfassende Diagnostik in einer spezialisierten Einheit (Beckenbodenzentrum) erfolgen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
18. August 2021

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